Das Patriarchat ist nicht nur die Summe der Dinge, die Männer tun, um Frauen zu benachteiligen. Es ist vielschichtiger. Wenn wir die gegenwärtige Kultur ernsthaft abbauen wollen, müssen wir uns genauer ansehen, wie wir als Frauen das Denken und das Narrativ dieses selbstlegitimierten Unterdrückungssystems verinnerlicht habenUnd dies anschließend ändern. Frauen, die den Sexismus verinnerlicht haben, halten ihn unbewusst aufrecht. Und das betrifft so ziemlich jede von uns. Schließlich sind wir schon unser ganzes Leben lang den Lügen, Stereotypen und Mythen über Frauen ausgesetzt gewesen. 

Last mich eine Geschichte erzählen:

Ich habe einen männlichen Zahnarzt. Als ich neulich wegen einer neuen Zahnfüllung zu ihm kam, sagte man mir, er sei krank und eine andere Ärztin werde sich heute um mich kümmern. Als ich den Raum betrat, war es nicht nur eine Frau, sondern eine sehr gut aussehende, junge, italienische Ärztin. Ich ertappte mich sofort dabei, dass ich ihre Kompetenz und ihre technischen Fähigkeiten, meinen Zahn zu versorgen, in Frage stellte. Boom - da ist er, der verinnerlichte Sexismus. Natürlich hat sie ihre Arbeit absolut gut gemacht und war genauso kompetent, professionell und effizient wie jeder männliche Arzt.

Etwas anderes ist auf meinem Rückflug aus Indien passiert: Als ich hörte, dass der Kapitän eine Frau war, machte ich mir einen kurzen Moment lang Sorgen um meine Sicherheit. Also Kurzflug ok, aber eine Langstrecke mit einer Frau Kapitän? Peinlich für jemanden, der sich selbst als Feministin bezeichnet, nicht wahr? 

Könnt ihr euch vorstellen, wie viele solcher trügerischen Glaubenssätze in uns verankert sind, ohne dass wir uns dessen bewusst sind? Sogar in denen unter uns, die sich für sisterhood und Frauenförderung engagieren. 

Liebe Ladies, der verinnerlichte Sexismus oder verinnerlichte patriarchale Muster are for real. And it’s nobody’s fault yet everybody’s problem. Es ist der unfreiwillige Glaube von Mädchen und Frauen, dass die Lügen, Stereotypen und Mythen über Mädchen und Frauen wahr sind. Wir haben unser ganzes Leben lang gehört, dass Frauen schwach, passiv, manipulativ oder nicht gut in Mathe sind. Frauen in Führungspositionen kritisieren wir als halsabschneiderisch, getrieben, herrisch und zickig oder zu hübsch. Wenn wir uns als Feministin outen, werden wir gern als Männerhasserin abgestempelt. Und wie oft haben wir gehört, dass Frauen sich selbst die schlimmsten Feindinnen sind?

Wenn wir an anderen Frauen zweifeln und ihnen misstrauen, auch "horizontale Feindseligkeit" genannt, zweifeln wir an uns selbst. Auf diese Weise tragen wir Frauen dazu bei, dass der Sexismus aufrechterhalten wird.

Es wird nicht viel über dieses Phänomen gesprochen. Meistens schieben wir es auf die Männer. Ich arbeite nun schon seit Jahren im Bereich der Stärkung von Frauen und versuche ständig, meine Fähigkeiten in diesem Bereich zu verbessern. Ich habe mich fortgebildet und hart daran gearbeitet, meine eigenen sexistischen Gedanken umzuprogrammieren. Und wie Ihr sehen könnt, kommt die patriarchalische Konditionierung auch heute noch zum Vorschein. Glücklicherweise bin ich mir dessen jetzt bewusst und ready mich mit ihr auseinanderzusetzen. 

Es gibt keine schnelle und einfache Lösung für verinnerlichten Sexismus. Wir sind unser ganzes Leben lang durch eine patriarchalische Gesellschaft konditioniert worden. Wenn wir unsere eigenen frauenfeindlichen Gedanken loswerden wollen, ist der erste Schritt, sich ihrer bewusst zu werden.

Dieser Beitrag ist eine Einladung, damit zu beginnen, die schädlichen Auswirkungen der sexistischen Botschaften auf unser Selbstbild und unsere Einstellung gegenüber anderen Frauen zu erkennen und zu untersuchen. 

Im Folgenden findet Ihr eine brillante Liste von Fragen, die Ihr euch stellen könnt, um euch über euren eigenen verinnerlichten Sexismus klar zu werden. Sie zeigt uns einige potenzielle und logische Folgen, die sich in unseren Einstellungen und Verhaltensweisen zeigen. Allein durchs Lesen wird euch bewusst werden, wie weit verbreitet das Problem ist. Indem wir unsere eigenen Muster hinterfragen, beginnen wir diesen Ist-Zustand zu ändern!

Die Liste stammt von der Website Cultural Bridges to Justice. , wo sich auch der komplette Fragenkatalog, bzw. der ganze Artikel befindet. Ist lesenswert!

1) Vertraue ich Frauen? Wie oft misstraue ich den Absichten einer anderen Frau? 

2) Vertraue ich dem Respekt, der Zustimmung, dem Lob oder der Kritik von Männern mehr als Frauen? 

3) Habe ich bereits Männer vor dem Vorwurf sexistischen Verhaltens geschützt oder die Schwere ihres Verhaltens heruntergespielt?

4) Halte ich meine eigene Meinung und/oder Leidenschaft zurück, wenn ich mich mit Männern unterhalte, diskutiere oder streite?

5) Habe ich jemals das Gefühl, zu schummeln; fühle ich mich inkompetent, obwohl ich eine bessere Ausbildung und/oder mehr Erfahrung habe als die meisten Männer in meinem Umfeld?

6) Werde ich jemals von anderen Frauen in Verlegenheit gebracht? 

7) Wenn ich zwischen verschiedenen Dienstleister*innen wählen kann, die für mich oder meine Lieben entscheidend sind (z. B. im Fall von Operationen, Polizeiruf, Rechtshilfe usw.) vertraue ich mehr in die Fähigkeiten von Männern oder von Frauen? 

8) Wenn ich mich anziehe, wie wichtig ist für mich die Zustimmung der Männer zu dem, was ich trage?

9) Wie viel Zeit und Energie verbringe ich damit, meine Worte zu überdenken, oder mache mir Sorgen, dass ich bei der letzten Sitzung oder auf der Party das Falsche gesagt habe. Wie oft habe ich das Gefühl, dass ich etwas Dummes oder Falsches gesagt oder getan habe? 

10) Habe ich jemals versucht, andere Frauen zum Schweigen zu bringen?

11) Wie oft verstärke ich Geschlechterstereotypen bei den Kindern in meinem Leben? Kaufe ich für meine Kinder Spielzeug, das den "traditionellen" Geschlechterrollen entspricht? Verstärke ich sogenanntes "weibliches" Verhalten oder Kleidung oder versuche ich, "männliches" Verhalten abzuschwächen?